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Heilmittel

Kräuterlexikon

Aufbereitungsverfahren zur Verwendung der Heilpflanzen

Wie kommen wir nun aber an die in den Heilpflanzen enthaltenen Wirkstoffe bestmöglich heran? Hierfür gibt es verschiedenen Verfahren. Ich möchte hier die für den Hausgebrauch 10 gängigsten Verfahren vorstellen:

1. Der Aufguss – Infus
Der Aufguss zu einem "Heilkräutertee" ist sicherlich die älteste und bekannteste Form der Kräuteranwendung. Hierfür werden die zu verwendenden Pflanzenteile mit kochendem Wasser übergossen.
Zum Herstellen der Standardmenge werden für therapeutische Zwecke ca. 20 - 30 g getrocknetes oder 50 - 80 g frisches (bzw. 60 - 90 g gefrorenes) Pflanzenmaterial mit 600 ml kochendem Wasser übergossen und vor dem Abseihen für mindestens 10 - 15 Minuten ziehen gelassen.
Die so hergestellte Menge wird in 3 gleichen Mengenteilen über den Tag verteilt heiß oder kalt in kleinen Schlucken getrunken.
Wollen wir unseren Tee süßen, lassen wir unseren Aufguss auf ca. 60°C abkühlen und geben Honig nach Geschmack dazu.
(Übrigens genügt als Kräutertee zum Genießen, zur Vorbeugung oder Anregung ohne Therapiezweck auch schon die halbe Menge des Krautes für einen guten Geschmack.)

2. Abkochung (Absud oder Dekokt)
Mit einer Abkochung wird hartes pflanzliches Material, wie Rinde, Beeren oder Wurzeln, bei denen der Aufguss nicht ausreicht, um die Wirkstoffe zu extrahieren, verarbeitet. Für einen Absud bringt man etwas mehr als die Standardmenge Wasser (ca. 750 ml) zusammen mit den pflanzlichen Zutaten (ca. 30 g getrocknetes bzw. ca. 80 g frisches oder 90 g gefrorenes Material) zum Sieden und köchelt diese Mischung für etwa 20 bis 40 Minuten vor dem Abseihen auf ganz kleiner Flamme weiter. Die so hergestellte Menge wird dann in 3 gleichen Mengenteilen über den Tag verteilt heiß oder kalt in kleinen Schlucken getrunken.

3. Kaltauszug (Mazeration)
Für einen Kaltauszug werden Kräuter verwendet, die ihre Heilkraft beim Überbrühen verlieren würden. Ein Tee aus einem Kaltauszug wird wie folgt hergestellt:
Die Pflanzenteile (ca. 30 g getrocknetes bzw. ca. 80 g frisches oder 90 g gefrorenes Material) werden für etwa 8 bis 12 Stunden in 500 ml kaltem Wasser eingelegt und so gut ausgelaugt. Die so hergestellte Menge wird dann in 3 gleichen Mengenteilen über den Tag verteilt, jeweils auf Trinktemperatur erhitzt, in kleinen Schlucken getrunken.

Übrigens gilt eine Mischung aus Aufguss und Kaltauszug als die beste Nutzungsform der Heilkräuter, da man hierdurch alle Wirkstoffe erhält, d. h. die, die entweder nur in heißem und die, die nur in kaltem Wasser löslich sind.

4. Frischsaft
Frischsaft von Kräutern eignet sich sowohl zum Trinken, zum tropfenweisen Einnehmen, als auch zum Betupfen von kranken Körperstellen. Oftmals kann man lesen, dass hierfür eine handelsübliche Haushaltszentrifuge zu verwenden wäre. Die meisten, dieser im Handel angebotenen Geräte eignen sich jedoch nicht wirklich zum Entsaften von Heilkräutern, weil die Einsätze oftmals aus Metall bestehen. Bei der Entsaftung zur Therapie sollte man jedoch unbedingt darauf achten, dass sich die gepressten Säfte nicht mit schädlichen Schwermetallen vermischen können, also Metallkontakt dringend vermieden wird. Das Entsaften mit dem "Heiß-Entsafter" kann auch ganz gut funktionieren, wenn man Pflanzenteile mit zu erwartender hoher Ausbeute (z. B. Früchte) hat und die gewünschten Wirkstoffe durch die Hitze nicht zerstört werden würden. Es ist zwar sehr mühsam aber auch sehr natürlich, wenn man die Kräuter auf die herkömmliche Weise erst gut zerkleinert und danach durch ein Tuch presst (eindrehen) oder mit der guten alten Saftpresse ausquetscht.

5. Tinkturen (Essenzen)
Tinkturen werden innerlich tropfenweise oder auch verdünnt im Tee eingenommen. Äußerlich werden sie zu Einreibungen oder für Umschläge verwendet. Da Tinkturen Auszüge sind die mit Alkohol gewonnen werden, verwenden wir hierfür einen 37,5 %-igen Wodka, Rum oder Obstbranntwein. Zur Herstellung einer Tinktur füllt man ein Glas, eine Flasche oder sonstiges Gefäß (Kein Metall!) zu 2/3 locker mit den zu verwendenden frischen oder zu ½ mit getrockneten Pflanzenteilen und dann mit dem Alkohol auf. Gut verschlossen wird dieser Ansatz nun für etwa 14 – 21 Tage an einen warmen Platz (Zimmertemperatur) gestellt und gelegentlich geschüttelt und kurz geöffnet um evtl. Druck abzulassen. Beim Ansetzen ist darauf zu achten, dass die Gefäße nicht bis zum Überlauf gefüllt werden, weil die aufquellenden Kräuter das Gefäß sprengen könnten. Nach Ablauf der Reifezeit wird die Tinktur abgesiebt und in dunkle Flaschen abgefüllt. So ungeöffnet halten sich Tinkturen über mehrere Jahre. Die Dosierung beträgt bei Bedarf bis zu 4 Mal täglich einen Teelöffel (ca. 30 Tropfen).

6. Kräuteröl
Kräuteröle können sowohl heiß, als auch kalt hergestellt werden. Für den heißen Aufguss benötigen wir etwa 750 g frisches oder 250 g getrocknetes Kraut und 500 ml von einem möglichst geschmacksneutralen Pflanzenöl. Das ganze geben wir in eine Schüssel, stellen diese in einen Topf mit siedendem Wasser (Wasserbad) und lassen die Mischung für etwa 3 Stunden so vor sich hin simmern. Danach seihen wir das Kräuteröl ab und füllen es in dunkle luftdicht verschließbare Flaschen ab. Für den kalten Aufguss wird eine Flasche oder ein Glas locker zu 2/3 mit frischen oder ½ mit getrockneten Kräutern gefüllt. Das Gefäß wird dann mit einem guten Pflanzenöl aufgefüllt und die Mischung für etwa 14 – 21 Tage in der Sonne reifen gelassen. Nach dieser Reifezeit seihen wir das Kräuteröl ab und füllen es in dunkle luftdicht verschließbare Flaschen ab.

Die Haltbarkeit des hergestellten Kräuteröls richtet sich nach dem Endverbrauchsdatum des verwendeten Pflanzenöls. Sollte das Kräuteröl jedoch bereits vor Ablauf dieser Zeit einen ranzigen Geschmack aufweisen ist es nicht mehr verwendbar.

7. Kräuteressig
Zur Herstellung eines Kräuteressigs werden einige Kräuterteile in eine Flasche oder ein Glas gegeben und dieses Gefäß mit einem guten Obstessig aufgefüllt. Die Kräuter müssen gänzlich von dem Essig umhüllt sein. Nach einer Reifezeit von etwa 14 – 21 Tagen ist der Kräuteressig gebrauchsfertig, die Kräuter können in der Flasche bleiben.

8. Sirup
Durch einen Sirup können Aufgüsse und Absude über einen längeren Zeitraum konserviert werden. Außerdem werden die Mischungen aufgrund der Verwendung von Honig oder Rohrzucker so auch für Kinder etwas schmackhaft gemacht. Wir benötigen für 500 ml Aufguss oder Absud 500 g flüssigen Honig oder Rohrzucker. Die Flüssigkeit wird erhitzt, dabei der Honig oder Rohrzucker dazugefügt bis alles restlos aufgelöst ist und die Mischung eine sirupartige Konsistenz aufweist.
Die Flüssigkeit in dunkle Flaschen füllen und diese mit einem Korken verschließen. Der Korkenverschluss ist erforderlich, da Sirup häufig noch gärt und fest verschlossene Gefäße dabei bersten könnten. Kühl und gut verschlossen ist der Sirup mindestens 6 Monate haltbar.

9. Cremes
Eine Creme ist eine Mischung aus Wasser und Fetten, die in die Haut einzieht und diese weich und geschmeidig macht. Eine selbst hergestellte Creme ohne Konservierungsstoffe ist im Kühlschrank aufbewahrt jedoch nur für etwa eine Woche haltbar. Wir verwenden daher das milde Konservierungsmittel Paraben K. Dieses verhindert das Wachstum von Keimen, vernichtet aber keine vorhandenen Keime und greift die natürliche Bakterienflora der Haut nicht an. Mit 2 Tropfen Paraben K pro 10 g Creme kann man die Haltbarkeit auf mindestens 6 Monate verlängern.

Benötigte Grundlagen zur Cremherstellung:
Flächendesinfektionsmittel / Gummihandschuhe/ Wasserbadfeuerfeste (Becher-)Gläser, Rührstab und Messlöffel (oder andere Behältnisse) bis mindestens 70 °C
Vor dem Arbeitsbeginn müssen alle Arbeitsgeräte und –flächen gründlich gesäubert und desinfiziert werden. Das ist oberwichtig, da auch nur die kleinste Unreinheit die Haltbarkeit unseres Produktes erheblich herabsetzt.

Für etwa 100 ml Creme benötigen wir an Zutaten  für die Fettphase:
9 g Tegomuls 7 g Bienenwachs 8 ml Kräuteröl (siehe Punkt 6.) und 14 ml Mandelöl

Für die Wasserphase:
61 ml destilliertes Wasser

Zur Konservierung/Wirkung
26 Tropfen Paraben K. (für min. 6 Monate Haltbarkeit)und Duftstoffe (z. B. äth. Öle) nach Wunsch

Soll eine Creme gut gelingen, sind die folgenden 4 Schritte genau einzuhalten:

Schritt 1 – Die Fettphase:
Alle fettigen Zutaten müssen genau abgemessen und zusammen in ein feuerfestes Becherglas gegeben werden. Diese werden nun im Wasserbad erhitzt, bis alles restlos geschmolzen ist. Achtung, die Temperatur darf 70 ° C nicht übersteigen, da sonst die hautfreundlichen Wirkstoffe des Öles zerstört werden würden.

Schritt 2 – Die Wasserphase:
Das destillierte Wasser wird in dem 2. Becherglas im selben Wasserbad auf exakt die gleiche Temperatur wie die Fettphase erhitzt.

Schritt 3 – Das Emulgieren:
Die nun gleich temperierte Wasserphase wird ganz langsam und unter ständigem Rühren in die Fettphase hinein gegeben. Danach wird die Mischung aus dem Wasserbad herausgenommen und solange weitergerührt, bis sich die gleichmäßig cremige Konsistenz auf Handwärme abgekühlt hat.

Schritt 4 – Die Wirkstoffphase / Konservierung:
Nun wird das Konservierungsmittel mit hineingerührt. Sollen der Creme weitere hitzeempfindliche Zutaten, wie evtl. ätherische Öle beigemischt werden, werden auch diese jetzt untergerührt. Anschließend wird die nun fertige Creme in Tiegel abgefüllt und kühl gelagert.

10. Salben
Eine Salbe kann man auf unterschiedliche Weise herstellen. Ich möchte hier 3 gängige Varianten vorstellen:

Variante 1 – Salbe mit Vaseline oder Melkfett hergestellt
Wir benötigen 100 g Vaseline bzw. Melkfett und 15 g getrocknetes bzw. ca. 50 g frisches Kraut oder Wurzelwerk. Alle Zutaten werden in einer Schüssel, die sich im kochenden Wasserbad befindet, zusammen geschmolzen und mindestens 3 bis 4 Stunden bei mindestens 80 °C simmern gelassen, ab und zu umrühren. Die heiße Mischung wird nun durch ein Seihtuch oder (feines Sieb) abgefiltert und handwarm nach eventuellem Zusatz von weiteren Wirk- oder Duftstoffen (äth. Öle) in Salbentiegel abgefüllt, sofort beschriftet und kühl gelagert.

Variante 2 – Salbe mit Tierfett hergestellt
500 g Schweineschmalz wird in einem Tiegel erhitzt. In das heiße Fett werden entweder 60 g getrocknetes oder 180 g frisches Kraut oder Wurzelwerk hinein gegeben, so dass das Fett aufschäumt. Den Topf nehmen wir nun vom Herd und lassen alles über Nacht durchziehen. Nach etwa 12 Stunden wird das Fett erneut erhitzt, die Mischung anschließend durch ein Seihtuch gedrückt und die nun fertige Salbe in Salbentiegel abgefüllt, beschriftet und kühl gelagert.

Variante 3 – Anspruchsvolle Salbe ganz einfach hergestellt
Wir nehmen, wenn im Rezept nicht anders vorgegeben, 55 ml Kräuteröl (siehe Punkt 6) von einer oder mehreren Sorten gemischt, 7 g Bienenwachs und 38 g Lanolin, schmelzen diese Zutaten zusammen im Wasserbad, verrühren alles gut miteinander, geben bei Erreichen von Handwärme die weiteren Wirk- oder Duftstoffe hinzu und füllen die nun fertige Salbe in Salbentiegel oder andere geeignete Gefäße ab.
Tipp: Um die Konsistenz der Salbe zu prüfen gibt man einige Tropfen auf einen Tellerrand und lässt sie abkühlen. Ist die Konsistenz zu fest, kann man mit etwas Öl verdünnen. Ist sie zu weich, kann man mit etwas Wachs verfestigen.

 
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